Welthungerwoche, 3. Tag

Am 16. Oktober findet alljährlich der Welthungertag statt. Diesen „Gedenktag“ gibt es seit 1979. Wir nutzen dieses Datum und erweitern diesen Tag zu einer Fairdirect- Welthungerwoche von Montag bis Freitag mit täglich einem Blogeintrag. Hier der Tag 3

3.: Hunger als Taktik

Laut dem Welthunger- Index belegt die Zentralafrikanische Republik dort 2018 wiederholt mit Rang 119 den letzten Platz und gilt somit als das Land, in dem am meisten Hunger herrscht. Schauen wir uns dieses Land genauer an:

  • Die Zentralafrikanische Republik war seit dem 19. Jahrhundert eine Französische Kolonie. In den ersten Jahrzehnten nach dem 2. Weltkrieg konnte es sich das geschwächte Europa, hier Frankreich, schlicht nicht leisten, diese Machtverhältnisse zu „Restaurieren„. Wie stark der Einfluss Frankreich auf die Zentralafrikanische Republik danach war und ist, zeigt z.B. der Putsch vom 01. September 1981. Aktuell hat die UN im September 2019, auf Wunsch des amtierenden Präsidenten der Zentralafrikanischen Republik, Russland und Frankreich, das Waffenembargo gegen die zentralafrikanische Republik für Waffen mit einem Kaliber bis 14,5mm für Regierungsstreitkräfte aufgehoben. Dies soll den im Februar 2019 beschlossenen Friedensvertrag unterstützen.
  • Die Zentralafrikanische Republik verfügt über große Mengen an Bodenschätzen wie z.B. Uran. Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Hannover schätzt die Vorkommen in der Zentralafrikanischen Republik auf 12 tausend Tonnen. Frankreich hat den größten Anteil an Kernenergie bei der Stromerzeugung weltweit. Der französische Staatskonzern Orano besitzt seit 2007 eine eigene Miene mit Schürfrechten im Osten der Zentralafrikanischen Republik.
  • 75% aller Bewohner der Zentralafrikanischen Republik können , trotz Schulpflicht, nicht lesen oder schreiben.
  • Seit 2013 tobt hier ein Bürgerkrieg zwischen Christen und Muslimen. Ressourcenknappheit heizt den Konflikt immer wieder an. Im Februar 2019 konnte ein Friedensvertrag zwischen der Regierung und 14 Rebellengruppen geschlossen werden.

Viele Länder, nicht nur in Afrika, sind ähnlich abhängig von dem Willen Dritter. Wir benötigen für unseren Lebensstandard den Zugriff auf günstige Rohstoffe, Lebensmittel und Waren. Für die EU ist die Rohstoffpolitik daher von entscheidender Bedeutung. Hierfür setzt sie verschiedene Maßnahmen in Afrika um. Zur Zeit ist auch die elektrische Mobilisierung ein starkes Thema. Kobalt, ein wichtiges Anodenmaterial in Batterien, kam 2017 zu 84 Prozent aus dem Kongo. Hier einige Fakten über den Abbau bzw. die Abbaubedingungen dort. Der Akku eines Elektroautos enthält rund 3000 Mal mehr Kobalt als der eines Smartphones.

Im ersten Wochenbeitrag war ein zentraler Punkt, dass der Welthunger die Macht einer Gruppe Menschen gegenüber dieser schwächeren Gruppe bestätigt. Dass die Ernährungsunsicherheit in Kombination mit Armut und Unterdrückung die Gewaltbereitschaft dieser Menschen fördert, hatten wir gestern.

Sehen wir heute nun auf das Beispiel der Zentralafrikanischen Republik, wird dort nicht beides bestätigt? Auch wir in Deutschland haben immer einen wirtschaftlichen Nutzen. Im Konsum wie im Export. Z.B. haben sich die deutschen Rüstungsexporte in Drittländer wie die Zentralafrikanische Republik seit 1997 mehr als verdoppelt, sind ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor für Deutschland.

Hunger als Taktik. Hunger macht abhängig, Hunger lässt sich steuern. Wie können wir daran etwas ändern, wenn wir nur bereit sind Hungerlöhne für unseren Konsum zu bezahlen? Wir werden immer nur das ernten, was wir säen.

Im 2. Weltkrieg gab es den „Hungerplan„. Zentral ging es um die Reduzierung der russischen Bevölkerung durch Hunger um mehr Nahrungsmittel von dort zu „extrahieren„. Hoffentlich müssen wir niemals wieder hier feststellen, dass so ein großes Unrecht und barbarisches Verhalten nicht noch einmal, weder bei Lebensmittel noch sonst wo und auch nicht im Ansatz, durch unser Konsumverhalten geschieht?

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