Essensgeographie

Alaska Seelachs, wer denkt da nicht an Lachs aus Alaska? Leider, wie so oft, stimmt das nicht. Der „Alaska-Seelachs“ heißt offiziell Pazifischer Pollack und zählt zu der Familie der Dorsche, der Name „Alaska-Seelachs“ ist eine reine Erfindung der Lebensmittelindustrie.

„Alaska Seelachse“ werden im ganzen nördlichen Pazifik gefischt, oft werden diese dann nach dem Fang nach China verfrachtet und dort ausgenommen und weiterverarbeitet. Hierzu werden Sie – natürlich – kurz auf- oder angetaut und sind somit „double frozen“- Ware.

Also ist der der „gute, frische“ Alaska-Seelachs aus dem Kühlregal kein Lachs, muss nicht aus Alaska stammen, und kann schon mal auf- oder zumindest angetaut gewesen sein. Auch kann er in der Verarbeitung bis zu mehrere Monate rund um die Welt unterwegs gewesen sein.

Aber was stammt aus einer bestimmten Region, wie kann ich das Nachvollziehen? Ein Schwarzwälder Schinken z.B. darf nur aus dem Schwarzwald kommen, aber was bedeutet das? Schwarzwälder Schinken tragen das EU- Gütesiegel „geschützte geographische Angabe, hier muss aber nur mindestens eine Produktionsstufe im Schwarzwald erfolgen. Woher die Schweine für den Schwarzwälder Schinken stammen – unwichtig und ist auch oft nicht nachvollziehbar. Ein z.B. polnisches Schwein kann also post mortem noch eine „Karriere“ als Schwarzwälder Schinken machen.

Von der EU wurde auch das Siegel „geschützte Ursprungsbezeichnung“ herausgegeben. Hier erfolgen Erzeugung, Verarbeitung und Herstellung eines Erzeugnisses in einem bestimmten geografischen Gebiet nach einem anerkannten und festgelegten Verfahren wie z.B. bei dem Parmaschinken. Ein guter Ansatz mit einem sehr großen bürokratischen Aufwand, beispielsweise müssen sich „die Hersteller eines zu registrierenden Erzeugnisses zusammenschließen und ihr Erzeugnis in einem Lastenheft spezifizieren“.

Eine Flut an Regional- Bio- oder Fairtradesiegel sind im Umlauf, was wofür steht ist für den Laien nur sehr schwer nachvollziehbar. Ebenso sind solche Siegel auf Eigenmarken der Handelsketten eine Farce, ist doch der Hersteller dort nicht einmal mehr vermerkt. Auch sind viele Siegel mittlerweile ein eigener wirtschaftlicher Zweig und meist auch mit hohen Kosten für den Produzenten verbunden und gerade für kleine Produzenten unwirtschaftlich. Können Siegel also die Antwort auf gute Produkte sein? Was wäre die Alternative? Produkte brauchen wieder ein Gesicht. Wer produziert wie diese Waren. Woher kommen die Rohstoffe, welche Verarbeitungsschritte werden wo gemacht. Was nutzt ein Biosiegel wenn die Ware irgendwo in China produziert wird, was nutzt eine geschützte geographische Angabe wenn z.B. das Tier für den Schinken ganz wo anders gelebt hat?

Als Antwort wäre Ehrlichkeit ein guter Ansatz. Ehrlich zu vermerken wo die Rohstoffe herkommen und wer z.B. wie die Tiere gezüchtet hat, wer wo welche Produktionsschritte unternommen hat und welche Löhne gezahlt wurden. Mit diesen Informationen bekommt auch ein Laie schnell einen realistischen Eindruck von wem wie ein Produkt und woraus entstanden ist. Wie das möglich sein kann zeigt unser Ansatz.

Auch könnte, anhand dieser Informationen und ähnlich wie die Energieverbrauchskennzeichnung, eine entsprechende Kennzeichnung für Lebensmittel auf den Produkten einen schnellen Überblick geben, wie viel wahre Regionalität in einem Produkt steckt und wie der Umgang mit Umwelt, Mensch und Tier hier ist.

Beispiele aus oben genannten Produkten:

Parmaschinken: Kommt komplett aus einer Region. Kurze Transportwege, alle Roh- und Hilfsstoffe kommen aus der Region, biologische Freilandhaltung der Tiere und faire Löhne:

Stufe A

Schwarzwälder Schinken: Das Schwein kommt aus Polen, der Schinken wird im Schwarzwald veredelt. Massentierhaltung, mittellange Transportwege, faire Löhne wurden in allen Produktionsschritten gezahlt:

Stufe D

Alaska Seelachs: Fanggebiet 67, Weiterverarbeitung in China, Löhne sind in nicht allen Produktionsschritten fair gezahlt worden, lange Transportwege, double-frozen Ware:

Stufe G

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