Sind die Lieferketten sicher?

Aktuell dominiert die Corona- Krise unseren Alltag. Viele Bereiche des täglichen Lebens sind bundesweit geschlossen, Urlaubsreisen abgesagt. Die Auswirkungen von Hamsterkäufen prägen das Bild vieler Geschäfte des LEH, erste Städte/ Landkreise verbieten Hamsterkäufe mittlerweile.

Politik und der Einzelhandel versichern Gebetsmühlenartig, dass die Lebensmittelversorgung gesichert sei. Dies trifft aktuell schon nicht mehr auf die Versorgung von vielen Bedürftigen in Deutschland zu. Neben der notgedrungenen Schließung von aktuell über 200 Tafeln in Deutschland werden bei der Tafel generell auch die Lebensmittel knapp. Viele Tafeln bekommen nicht mehr genügend Lebensmittel gespendet und fordern zzt. u.a. Produzenten von lange haltbaren Lebensmitteln zu Sachspenden auf. Nach nicht einmal 2 Wochen Corona- Krise in Deutschland bricht hier die Versorgungskette für viele bedürftige Menschen in unserem eigenen Land zusammen. Eine Hilfe, welche auf dem ehrenamtlichen Einsatz vieler älterer und oft selbst sozial benachteiligten Menschen ruht.

Seit Herbst 2018 versuchen wir über unser Secondfood- Programm Einzelhandelsketten und Lebensmittelhersteller von der Notwendigkeit zu überzeugen, lange haltbare Lebensmittel aus frischen und noch guten, aktuell entsorgten Lebensmittel zu generieren. In Deutschland erreichen seit Jahren rund 50% aller verfügbaren Lebensmittel nicht unsere Mägen. Aus diesem Überfluss eine langfristig einsetzbare Hilfe (in Form von Konserven etc.) für Bedürftige zu generieren wäre leicht möglich, ist aber nach Aussage vieler kontaktierter Firmen aus Handel und produzierendem Gewerbe unrentabel und völlig unsinnig. Aktuell dürften dies viele Bedürftige in unserem Land anders sehen. Mit aktuell schon über 400 geschlossenen Tafeln in Deutschland ist die Lieferkette für diese Menschen schon zusammengebrochen.

Sind langfristig bei einer globalen Pandemie unsere Lieferketten sicher?

Beispiel Reis: Aktuell hat z.B. Vietnam mit einem Weltexportanteil von 10% bei Reis bedingt durch die Coronakrise und Dürre seinen Reisexport komplett eingestellt, auch China stoppt seine Reisexporte. In Indien, mit 28,2% der weltgrößte Reisexporteur, ist die Corona- Pandemie gerade erst angekommen. Welche Konsequenzen dort aus dem gestern in Kraft getretenen, landesweiten Lockdown für 1,3 Milliarden betroffene Menschen entstehen werden, ist noch völlig unbekannt. Schon jetzt ziehen die Reispreise stark an. Sollte Indien auch seine Reis- Exporte stoppen, steht 40,8% der weltweit verfügbaren Reismenge nicht mehr zur Verfügung.

In China liegt der Preisanstieg im Zeitraum Februar 2019 zu Februar 2020 für Nahrungs- und Genussmittel (ohne Alkohol und Tabak) bei 21,9%. Neben Corona sind in China auch die Auswirkungen der Afrikanischen Schweinepest deutlich bemerkbar, der Preis für Schweinefleisch erhöht sich dort im selben Zeitraum um 135,2%.

Viele Lebensmittel hier in Deutschland sind weiter gereist wie viele von uns je reisen werden. Wir bedienen uns global. Viele z.B. Konserven kommen aus China und sind nicht als solche zu erkennen. Der Einzelhandel hat viel Arbeit in eine absolut anonyme Produktion von z.B. Eigenmarken investiert. Interessant ist, dass aktuell im LEH viele Regalflächen für z.B. Konserven oft leer sind. Ob das an Hamsterkäufen oder an einem beginnendem Lieferengpass liegt, werden die nächsten Wochen zeigen. Auch ob und in welchem Umfang die Entscheidung von Edeka Hessenring zzt. keine Sonderangebote anzubieten in diesem Zusammenhang steht.

Deutschland hat sich im Bereich Lebensmittel extrem abhängig von vielen Ländern rund um den Globus gemacht. Zu groß war/ ist die Verlockung von hohen Margen bei vielen Händlern und der Möglichkeit z.B. alle Arten von Frischobst zu jeder Jahreszeit möglichst günstig anzubieten. Verteuern sich Lebensmittel global oder verhängen Länder einen Exportstopp, werden diese Auswirkungen auch uns treffen. Die aktuelle Preisentwicklung (Preis für 1 Stk.) für Atemschutzmasken zu regulären Preisen (Preis für 15 Stk.) bzw. der Kampf um deren generelle Beschaffung im großem Stil zeigt beispielhaft, welche Auswirkungen sich sehr schnell aus Engpässen ergeben.

Auf Lebensmittel übertragen kann der leichtfertige Entschluss die Hälfte von allen in Deutschland verfügbaren Lebensmittel lange Zeit leichtfertig und achtlos entsorgt zu haben fatale Folgen haben.

Wie einfach wäre es in wirtschaftlich guten Zeiten aus diesen aktuell achtlos entsorgten Lebensmittel ein Polster für Notlagen anzulegen. Diese könnten Lücken in der Versorgungskette schließen oder bei Bedarf (wie aktuell da etliche Tafeln zu wenig Lebensmittelspenden bekommen) über z.B. die Tafeln an Bedürftige verteilt werden. Wie schnell die Stimmung kippen kann, zeigt die aktuelle Lage auf Sizilien.

Wird der Lagerbestand nicht komplett bzw. nur Teilweise aufgebraucht, kann ein regelmäßiger Austausch zu einem MHD- frischem Warenbestand erfolgen. Die kostenlose Abgabe von diesem Überfluss vom Überfluss weltweit an akut vom Hungertod bedrohte Menschen zu ermöglichen würde uns wirklich keinen Zacken aus der Krone reißen und könnte noch weltweit akut vom Hungertod bedrohten Menschen ihr Leben retten. Finanziert werden kann das ganze Projekt durch einen regulären Verkauf von 50% aller produzierten Secondfood- Produkte über den LEH. Gesteuert werden könnte das alles z.b. durch eine Openfoodbank.

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