Regional, Bio, Tierqual

Glückliche Tiere auf der Weide, nach Biokriterien gehalten. Regional und Tiergerecht geschlachtet in einem kleinen Schlachthof ohne Massenabfertigung. Landidylle, Regional und Bio liegen im Trend, dafür geben viele Verbraucher auch mehr Geld aus.

Leider, wie so oft, hält das so schön gezeichnete Bild der Realität nicht stand. Aktuell hat eine Tierschutzorganisation massive Missstände in dem von ca. 100 „Bauern, Direktvermarktern, Metzgern und Verbrauchern“ getragenen Brucker Schlachthof aufgedeckt. Als Konsequenz wurde dieser, an dem auch der Landkreis Fürstenfeldbruck als stiller Gesellschafter 21% hält, geschlossen. Alle Mitarbeiter wurden entlassen. Dieser Schlachthof galt als Vorzeigebetrieb und warb mit human, regional und nach biologischen Kriterien geschlachtete Tiere.

In diesem Schlachthof hatten viele Bioland- und Naturlandbetriebe schlachten lassen, der Bioanteil im Schlachthaus lag bei über 60%. Die Kontrollen dieser Verbände enden beim Landwirt an der Laderampe der Transport- LKW zum Schlachthaus. Auch „Alnatura“, „Hofpfisterei-Landfrau“ und „das Netzwerk „Unser Land“ haben im Brucker Schlachthof schlachten lassen. Auch hier ist keine Überprüfung des Schlachtvorganges vorgesehen.

Alle Bio-, Regional-, oder Fairtradelabel stehen immer nur für einen kleinen Produktionsabschnitt eines Produktes, nie für die ganze Produktions- bzw. Lieferkette. Selbst wenn also alle Kriterien dieser Label zu 100% korrekt erfüllt würden, decken diese doch nur einen kleinen Teil der kompletten Produktionskette ab. Der jeweilige Lizenznehmer ist für seinen Bereich verantwortlich, dieser wird auch nur von den Lizenzgebern kontrolliert. Eine staatliche Überwachung, das zeigt o.g. Beispiel mehr als deutlich, kann auch keine Einhaltung vorhandener Gesetze und Auflagen garantieren. Regionale Lebensmittel, gerade in Kombination mit einem Biolabel, sind „in“ und ein sehr gutes Geschäft. Daher werden aktuell immer neue Regionallogos auf den ohnehin schon mehr als unübersichtlichen Markt gebracht. Dieser „Logowald“ und Meldungen wie z.B. über den Brucker Schlachthof verunsichern Konsumenten massiv.

Was fehlt ist ein einfacher, neutraler Überblick entlang der gesamten Produktionskette

Fairdirect e.V. bietet mit solch einer neutralen Ermittlung des „Product-Fairness-Levels“ entlang der kompletten Produktionskette einen schnellen, verlässlichen und neutralen Überblick über den jeweiligen Fairanteil im Produkt. Fairdirect e.V. stellt also keine Kriterien auf welche eingehalten werden müssen sondern überprüft neutral und transparent den Istzustand. Interessierte Konsumenten können sich durch eine Onlineschulung zu Fairdirectkontolleuren ausbilden lassen. Diese überprüfen nach einem festen Schema Produzenten, Zulieferer, Schlachthöfe, Transportfirmen und Einzelhändler nach Kriterien welche alle Fairdirect- Vereinsmitglieder einmal im Jahr gemeinsam festlegen. Hierdurch und durch „normale“ Kunden, welche ein kurzes Feedback online nach z.B. einem Einkauf bei Produzenten vor Ort geben, bekommt das jeweilige Produkt und der Produzent dahinter schnell ein realistisches Gesicht. Kunden sehen mit einem Blick auf einem farbig ansteigenden Feld am Produkt die Summe des Fairanteiles im Produkt. Am Beispiel Schlachthof würden oft und unangekündigt immer unterschiedliche Kontrolleure den Produkt- Fairness- Level im Bereich Schlachtung dort neutral ermitteln.

Nur durch gläserne Ketten in Erzeugung, Produktion, Transport und Verkauf kann dringend benötigtes Vertrauen in Produkte geschaffen werden und ein klarer Gegenpol zu anonymer Massenware gebildet werden. Das Konzept vom Brucker Schlachthof – ein Zusammenschluss von Menschen welche regionale Produkte und deren Verarbeitung unterstützen – ist gut. Es fehlt aber an solch einer neutralen, durchdachten, real funktionierenden und günstig umsetzbaren Überwachung.

 

 

 

 

 

 

 

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